Jahresausblick

Wie üblich kursierten vor Weihnachten die optimistischen Prognosen für das kommende Jahr. Ich bin zufrieden, wenn ich mit meinen Prognosen für die nächsten 6 Wochen einigermaßen richtig liege.

Mit dem Tief um Weihnachten lag ich richtig, manches kommt alle paar Jahre vor, genau wie schwere Abstürze. Der kurze, starke Absturz zählt nicht dazu, da er innerhalb von 3 Tagen zum großen Teil wieder aufgeholt wurde. Auch die Möglichkeit, dass es bei dem geringeren Handelsvolumen zu größeren Ausschlägen kommen kann, ist eingetreten, zum Jahresende hin scheint sich der S&P 500 fast wieder dem durchschnittlichen Zuwachs seit 2008 von 28.3 % p.A. zu nähern. Ich habe mehrfach erwähnt, dass dies auf Dauer nicht gehalten werden kann und die Rückkehr in das 150 jährige Mittel von 7  - 9 % unausweichlich ist, entweder durch Stagnation und Zeit oder durch eine gravierende, langanhaltende Korrektur. Beides ist möglich, auch ein neues Hoch im Januar, was von den zwei aufgeführten Wahrscheinlichkeiten ablenkt.

Auch im Bitcoin wurde die festliche Stimmung genutzt, um ihn innerhalb von 22 Stunden von 93.500 auf 99.500 zu treiben. MicroStrategy steht mit dem Rücken zur Wand und muss sehen, dass es die um 106.500 gekauften Großpositionen zumindest ohne große Verluste abstoßen kann. In 2012 stand der Bitcoin bei  2 (!) USD, den prozentualen Anstieg auf 108.500 innerhalb von 12 Jahren muss man nicht  ausrechnen, um zu erkennen, dass es sich um einen in letzter Zeit mehr als aufgeblasenen Ballon handelt. Dies ändert nichts an meiner grundsätzlich positiven Einstellung, aber der Hund hat sich zu weit vom Herrchen entfernt, auch durch gezielt verbreitete Meldungen, dass die USA (oder eher Trump) den Bitcoin als Reservewährung einführen wollen. Das Wort "Reserve" sagt mehr als es soll, keine Notenbank sieht zu, wenn ihr die Kontrolle über das Finanzwesen entgleitet, woraufhin Fed - Chef dies Powell dies prompt ablehnte und die Reaktion auf 92.500 folgte. 

Mein Einschätzung geht dahin, dass zumindest im ersten Halbjahr langlaufende Anleihen outperformen. Beim Stand der relevanten 113 ist das Niveau des Krisenjahres 2008 erreicht, gestern war es um ein Haar soweit, das extrem hohe Handelsvolumen deutet an, dass hier verstärktes Interesse besteht, auch wenn die Langfristcharts jede Hoffnung ersticken.

Es genügt jedoch, im Bereich eines potentiellen Bodens zu kaufen, die laufende Verzinsung kompensiert weitere Rückgänge. Selbst wenn die T Bonds auf 112 (nächster Auffanglevel) oder 108 (das wären dann deutlich über 5 % Rendite) fallen sollten, bietet die Verzinsung ein komfortables Polster und die Zeit arbeitet zugunsten des Investors. In der Rendite sind  4,86 %, 5.12 - 5.15 % und 5.25 % die nächsten Anlaufpunkte, 5.25 % würde ich fast als Geschenk bezeichnen. Präsident Trump wird sich wie alle Politiker mit den Gegebenheiten abfinden müssen, was er sagt, kann man als Las Vergas - Show ansehen, von Interesse ist im Endeffekt nur, was tatsächlich umgesetzt wird, und da beißt er mit seinen kühnen Ankündigungen zunehmend auf Granit.

Die vorherigen Tops verliefen nach ähnlichen Mustern, zunächst stockte die Aufwärtsbewegung, dann kam es zu einem kurzen Einbruch, der fast wieder aufgeholt wurde, darauf folgte eine stärkere Abwärtsbewegung unter das vorherige Tief, anschließend wurde erneut ein großer Teil wettgemacht, weiter ging es nicht, so dass im Wochenchart ein lower High zu erkennen war. Das Kaufinteresse flachte ab, größere Verkäufe setzten ein und der eigentliche, relevante Abwärtsschub begann. Dies kann sich je nach Umfeld über Monate oder einige Wochen erstrecken.  Auch ein erneutes Hoch im Nasdaq bis ca. 22.500 ist nicht völlig auszuschließen, was vor allem durch die psychologische Wirkung der ersten Handelstage des neuen Jahres eintreten kann.

Natürlich wird es immer Aktien geben, die auch in fallenden Märkten stabil bleiben oder rasant ansteigen. Die Herausforderung besteht darin, sie rechtzeitig zu erkennen, nur so kann man besser als der S&P 500  abschneiden, will man sich die Mühe nicht machen, stockt man entsprechende Indexfonds bei signifikanten Rückgängen auf, da niemand wissen kann, an welcher Stelle der Markt dreht.

 

Es spielt keine Rolle, welchen Langfristchart man betrachtet, Übertreibungen erkannt man auf einen Blick. Nichts anderes ist ein Crash von 192 auf 113 innerhalb von 3 1/2 Jahren, insbesondere, wenn es sich um den trägen Anleihemarkt handelt. Stellt man den Anleihechart auf den Kopf, zeigt dies ungefähr den Kursverlauf der Aktienindizes.

Als Investor oder Sparer stellt sich generell die Frage, ob ich etwas auf Allzeithoch kaufen möchte oder an einem Mehrjahrestief Positionen aufbaue die zudem eine attraktive Verzinsung bieten. Es gibt keine klaren Richtlinien, auch wenn es von den Medien permanent suggeriert wird, andernfalls gäbe es nichts zu schreiben. Der einzige ungefähre Maßstab kann sein, überbewertetes zu reduzieren und in Assets zu investieren, die scheinbar niemanden interessieren und in den Mainstream - Medien wenig oder gar keine Erwähnung finden.

Meine mittelfristige Prognose von 4800 für den S&P 500 halte ich für angemessen, für Nasdaq und Dax (der nicht überbewertet ist, aber immer  in einen Abwärtssog gerissen wird)  etwa 16.500 - 17.000, den Dow Jones 36.000. Damit wäre die Übertreibung vorerst abgebaut, rechtfertigt fundamental  jedoch keine weiteren schnellen signifikanten Allzeithochs. Der faire Wert für den S&P 500 liegt bei etwa 4.000. Eine Anlage mit 7 % Rendite verdoppelt sich alle 10 Jahre,  nach 20 Jahren hat sie sich vervierfacht. Bei Aktien kommt ein Risikozuschlag hinzu, dass der Zinseszinseffekt wie bei Anleihen entfällt, wird tunlichst verschwiegen. Langlaufende Anleihen haben dadurch eine bessere Rendite als Aktien, sofern man zum richtigen Zeitpunkt kauft und nicht in Niedrigzinsphasen zukauft sondern Gewinne realisiert. Dies gilt für Bundesanleihen derzeit nicht, eine Verzinsung von 2.5 % für 30 jährige begeistert niemanden.  Nur so ist der Anstieg des USD seit der letzten Zinssenkung zu erklären.

Zurück zum Dax: Der ist einfach uninteressant geworden. Während man bei einer Anlage in 1992 und einem Verkauf in 2000 noch  durchschnittlich 19.5 % Gewinn (nicht Rendite!) erzielt hat, liegt dieser im Zeitraum 2014 - 2024  bei 5.4 %. Das ist vergleichsweise gar keine Belohnung für das Risiko einer Aktienanlage, schon gar nicht, wenn man die tatsächliche Rendite errechnet ( die dürfte zwischen 3.5 - 4 % liegen) und konnte seit dem Anstieg der Zinsen mehrmals durch den Kauf  - und Verkauf von 30 jährigen Bundesanleihen bei gutem Timing innerhalb weniger Wochen risikoarm und mühelos erzielt werden, Gewinn ist eben nicht gleich Rendite. Bei den T Bonds und Bundesanleihen hat es von Mitte November bis Anfang Dezember nicht mal einen Monat gebraucht, um 10 % Gewinn zu erzielen.

Der S&P 500 hat von seinem Stand von 1300 in 2008 (nicht dem Crash - Niveau 800) in 16 Jahren 450 % zugelegt.

Wie dieser Knoten aufgelöst wird, kann niemand wissen, aber man sollte zur Kenntnis nehmen, dass es auf irgendeine Art und Weise eintreten  wird.

Als ziemlich robust hat sich der chinesische Aktienmarkt erwiesen, der weit von seinen Allzeithochs entfernt ist. Bemerkenswert ist, dass die chinesische Führung das Weltgeschehen nicht provokant oder gar nicht kommentiert, sondern man inzwischen um die eigene Unabhängigkeit und beginnende Überlegenheit weiß. Dies zeigt sich seit langem in Bereichen wie pharmazeutischen Rohstoffen und seltenen Erden, an denen China ein quasi - Monopol innehat. Die USA ergehen sich in hilflosen Androhungen, sehen ansonsten tatenlos zu wie ganze Produktionen aus der Hand gegeben werden, was sich über kurz oder lang rächen wird, was bereits an teilweiser Arzneimittelknappheit zu spüren ist.

Ich setze weiterhin auf chinesische, indische und koreanische Aktien, und einen "vergessenen", aber relevanten Markt, es handelt sich um Hongkong. Der Hangseng - Index  bewegt sich seit 2011 in einer Range und hat 60 % bis zu seinem Allzeithoch zurückzulegen. Natürlich kann man das Beispiel Japan anführen, das nach 35 Jahren sein altes Allzeithoch erreicht und für einige Wochen übertroffen hat, danach einen 30 % - Crash erlitt und nun wieder unter dem Hoch  von 1989 gehandelt wird. Japan gehört jedoch ebenfalls zu den "satten" Nationen, von bahnbrechenden Innovationen habe zumindest ich lange nichts  gehört.  Auch ist es zutreffend, dass der Hangseng bei bisherigen Crashs genauso gebeutelt wurde wie alle anderen. Allerdings wird eine bedeutende Tatsache nicht erwähnt: Die politischen Verhältnisse haben sich stabilisiert, auch wenn man diese Form der Stabilisierung nicht gutheißen kann, Fakt ist, dass Hongkong sich fest im chinesischen Griff befindet.

Durch meine Recherche bin ich auf eine Analyse gestoßen, deren Ergebnis lautet, dass Hongkong - Aktien 50 % billiger als die der Festlandsaktien zu haben sind. Dies ist ein unglaublicher und ungerechtfertigter Discount, zumal Hongkong einer der bedeutendsten Handelsplätze weltweit ist.

Ich gehe davon aus, dass sich der Hangseng wie chinesiche Aktien in den nächsten Jahren besser entwickeln wird. Jede Ära endet mit einer Umwälzung, diese steht bevor und ist wie erwähnt teilweise bereits in Gang.

3000 % in 11.5 Jahren sind nicht möglich? Vielleicht nicht ganz, aber 1000 % vielleicht bis nicht unwahrscheinlich, Erdogan machts möglich.

Der Zerobond der Europäischen Bank für Rekonstruktion und Wiederaufbau, die von 61 Staaten getragen wird, bietet derzeit eine Rendite von 34.66 % per Fälligkeit April 2036, gehandelt zu 3.49 %, Rückzahlung 100 %. Die Türkische Zentralbank deutet zum ersten Mal eine Zinssenkung an, der Kurs des Zerobonds hat sich seit der Ausgabe im Oktober zu 2 % mit dem Erreichen von 3.75 % % fast verdoppelt, alle Analysten empfehlen den Verkauf der Lira und schon gar nicht den Kauf türkischer Anleihen, beste Voraussetzungen also.  WKN A3LWTB, Liquidität hoch, Limit setzen um 3.40 oder tiefer, selbstverständlich ist kein Halten bis zur Fälligkeit geplant.

In diesem Sinne: Viel Erfolg und natürlich auch das Glück, das man benötigt in 2025.

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